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    Fazit – Online-Seminar zu Hitzeaktionsplänen

    Hitzeaktionspläne: Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und französischen Städten

    Am Montag, den 16. Oktober 2023 lud das TANDEM-Team zum Online-Seminar „Hitzeaktionspläne: Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und französischen Städten“ ein.

    Ziel dieser Veranstaltung war es, deutsche und französische kommunale Vertreter*innen zusammenzubringen, um sich über die Umsetzung von Hitzeplänen auszutauschen und darüber, wie man mit den immer heißeren Sommern in beiden Ländern umgehen kann.

    Dafür bedanken wir uns bei unseren Referent*innen, die den Rechtsrahmen und aktuellen Kontext in Deutschland und Frankreich vorgestellt haben, sowie kommunale Bespiele zur Umsetzung der Hitzeaktionspläne:

    Die hohe Anzahl an deutschen Teilnehmer*innen bestätigt das Interesse für die französische Herangehensweise im Bereich des Hitzeschutzes.

    Der Nationale Hitzeplan, auf Französisch „Plan National Canicule“, wurde nach der katastrophalen Hitzewelle 2003 (mehr als 15.000 Todesfälle) ins Leben gerufen. Mit ihm folgten eine Reihe von Maßnahmen und die Erstellung von Warnstufen, die Jahr zu Jahr verfeinert worden sind. Enge Kooperationen bestehen zwischen der Regierung, den lokalen Behörden und dem nationalen Wetterdienst Météo-France für die Sensibilisierung, Vorhersage und Ausruf der Warnstufen (grün/gelb/orange/rot). Das Verfahren ist komplex und wird in viele Strukturen und in verschiedenen Verantwortungen ausgetragen (nationale/regionale/lokale Ebene).

    Als besonders wirksam gilt das „ORSEC“-Verfahren (auf Deutsch: Organisation des Zivilschutzes), was auf Departementebene verankert ist. Wenn eine Krise über die Gemeindeebene hinausgeht, werden alle Dienste der Präfektur sowie die Akteure des Zivilschutzes zusammengerufen (Feuerwehr, Rettungsdienst, Ordnungskräfte etc.). Seit 2021, wurde der „Plan National Canicule“ innerhalb des „Orsec“-Verfahrens übernommen. Nun gilt ein spezifisches Verfahren bei Hitzewellen, was die Vorbereitung und den Management der gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze auf lokaler Ebene verankert. Somit gelten Hitzewellen offiziell als Naturkatastrophen, sowie Stürme oder starke Überschwemmungen.

    Was heißt es konkret für die kommunaler Ebene in Frankreich? Die Gebietskörperschaften müssen die gefährdeten Bevölkerungsgruppen identifizieren, die Bevölkerung informieren und sensibilisieren, eine saisonale Wachsamkeit sowie kühlen Orten einrichten. Darüber hinaus sollen sie dafür sorgen, dass die Gesundheitsdienste zusammenarbeiten. Eine zentrale Aktion ist die Einführung von Register vulnerabler Personen auf kommunaler Ebene, die je nach Warnstufe telefonisch oder bei Hausbesuch kontaktiert werden.

    Dagegen gilt in Deutschland noch keine bundesweite Verpflichtung im Gesetz zu Hitzeaktionsplänen (HAP). Es liegt zum größten Teil daran, dass für den öffentlichen Gesundheitsschutz und Bevölkerungsschutz die Bundesländer zuständig sind. Die Erteilung der Zuständigkeit ist komplex, da es unterschiedliche Handhabungen in den jeweiligen Ländern gibt. Bisher gelte auf Bundesebene reine Empfehlungen für die Länder, wie die Handlungsempfehlungen vom ehem. Bundesministerium für Umwelt in 2017. Die bestehenden Hitzeaktionspläne sind meist im Rahmen von Projekten entstanden.

    Der Hitzeschutz ist in beiden Ländern unterschiedlich verankert, in Deutschland fehlen noch verbindliche Strukturen. Dennoch wurden in deutschen Städten ambitionierte Pläne entwickelt und umgesetzt (z. B. Worms, Mannheim, Köln…). Trotz der strukturellen Unterschiede stehen beide Länder vor der gleichen Herausforderung, wenn es um die Personalsituation, die Auslastung der gesundheitlichen Einrichtungen oder die Registrierung vulnerabler Gruppen geht. Für die kommunale Hitzeaktionsplanung ist der deutsch-französische Austausch eine Bereicherung, wie es das TANDEM-Paar Metz-Worms seit vielen Jahren erprobt. Auch für die Umsetzung der deutschen Handlungsempfehlungen in den hitzebelasteten Städten Düsseldorf und Karlsruhe lädt das aktuelle difu-Projekt „Plan C“ französische Städte für ihre Expertise ein.

    Die Präsentation des Online-Seminars finden Sie hier (unter der Kategorie „Online Workshops“).

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