Gebäudesanierung: Wie kommen wir in die Umsetzung?
Am 7. und 8. November 2023 trafen sich rund 30 Vertreter*innen französischer, deutscher und belgischer Gebietskörperschaften in Saarbrücken, um ihre Erfahrungen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung auszutauschen und zu diskutieren. Zum dritten Mal in Folge wurde der jährliche TANDEM-Workshop in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Zukunftswerk organisiert.
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland ist der Gebäudebestand einer der größten Energieverbraucher, wobei der Wohnsektor einen großen Teil dazu beiträgt. Die Sanierung von Wohngebäuden ist ein wesentlicher Hebel für die sozial-ökologische Transformation. Um die Klimaneutralität zu erreichen, haben sich Frankreich und Deutschland ehrgeizige Ziele gesetzt, die bis zum Jahr 2050 (Frankreich) bzw. 2045 (Deutschland) erreicht werden sollen. Beide Länder haben dafür politische Instrumente und Fördermaßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden festgelegt. Dennoch kommt die energetische Sanierung nur sehr langsam voran. Wie können Kommunen dazu beitragen, die Entwicklung zu beschleunigen?
In den Diskussionen und Präsentationen wurden drei zentrale Hebel identifiziert, um die energetische Sanierung von Wohngebäuden auf Ebene der Kommunen voranzutreiben:
- Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Mobilisierung, Beratung und Begleitung der Eigentümer*innen,
- Sie können lokale Förderprogramme zur Ergänzung der Länder- und Bundesförderungen aufsetzen,
- Sie helfen dabei, die lokalen Kompetenzen im Sanierungsbereich zu strukturieren und zu stärken.
Der Schwerpunkt lag auf der Schlüsselrolle von Kommunen und andere öffentliche Akteure als vertrauenswürdige und -stiftende Dritte, die Beratung zur energetischen Sanierung anbieten. Diese Rolle kann nicht in gleichem Maße von privaten Partnern (die am Renovierungsprozess beteiligt sind) übernommen werden, zumal die Gefahr von Betrügereien in den letzten Jahren vor allem in Frankreich stark zugenommen hat. Eine der größten Schwierigkeiten für Hausbesitzer*innen besteht darin, den Überblick über den Sanierungsprozess zu behalten und zu wissen, welche Programme für ihre Bedürfnisse geeignet sind. Deshalb ist eine gute Begleitung von entscheidender Bedeutung. Sie kann verschiedene Formen annehmen und diverse öffentliche Akteure einbeziehen, wie die Referent*innen anhand mehrerer Beispiele erläuterten, darunter:
- Die Energiekarawane, eine Mobilisierungs- und Informationskampagne: Diese Kampagne wird in mehreren deutschen Kommunen und seit kurzem auch im Großherzogtum Luxemburg durchgeführt, wie Pol Strauss vom Klima-Bündnis Luxemburg berichtete. Sie ermöglicht es den lokalen Behörden, auf die Einwohner*innen zuzugehen und ihnen eine kostenlose Energieberatung zu Hause anzubieten. Sie funktioniert nach dem Quartiersansatz-Prinzip.
- Die französischen lokalen Energie- und Klimaagenturen sind zentrale Ansprechpartnerinnen für Privatpersonen, die oftmals auch für die Begleitung von Sanierungen zuständig sind, z. B. die staatlichen Beratungsstellen „France Rénov’“ und sowie „ Mon Accompagnateur Rénov’“. Die Beratung ist neutral und kostenlos.
Die Finanzierungsmöglichkeiten und Förderstrukturen in beiden Ländern wurden in einer eigenen Session beleuchtet. Neben den nationalen Fördersystemen wurden auch regionale und lokale Förderprogramme vorgestellt, wie z.B. „Riv’Rénov‚“ der Communauté de communes Rives de Moselle (für Gebäude, die älter als 15 Jahre sind) oder das Programm „Klimafreundlich Wohnen“ der Stadt Freiburg im Breisgau.
Eines ist sicher: In Frankreich gibt es eine größere Differenzierung nach Einkommen bei der finanziellen Förderung, die in den deutschen Strategien noch weitgehend fehlt. Bei der großen Mehrheit der nationalen Förderungen in Deutschland entscheidet die durch Sanierung erzielte Leistung und nicht die finanziellen Situation der Haushalte. Auch in den Zielen des französischen Staates für den sozialen und ökologischen Wandel spielt die Bekämpfung der Energiearmut eine größere Rolle. Dazu engagieren sich die Gebietskörperschaften auf verschiedenen Ebenen, um die einkommensschwache Haushalte zu sensibilisieren und zu begleiten:
- In der Eurometropole Metz wurde ein experimentelles Programm (Pact -15%) ins Leben gerufen, um jährlich 100 von Energiearmut betroffene Haushalte zu unterstützen. Eine regionale Prüfung wurde durchgeführt, um die Wohneinheiten mit schlechten Energieeffizienzklassen zu identifizieren und die Eigentümer*innen zu kontaktieren.
- In München unterstützt der Wärmefonds Bürger*innen mit geringem Einkommen, die steigenden Heizkosten bewältigen zu können. Dafür wird ein Budget von 20 Millionen Euro von den Stadtwerken zur Verfügung gestellt.
Die Bedeutung einer Erstberatung sowie die Begleitung während des gesamten Sanierungsprozesses wurden stark hervorgehoben. Das Ziel von „One-Stop-Shops“ (zentrale Anlaufstellen) wie der regionalen Organisation OKTAVE ist es, den Sanierungsprozess für Haushalte so weit wie möglich zu vereinfachen und auf diese Weise umfassende Sanierungen zu fördern. Sie bietet dafür eine durchgehende Begleitung an, sei es in finanzieller, administrativer oder technischer Hinsicht.
Weiterführende Informationen: Lesen Sie hier die Zusammenfassung des Zukunftswerks.

Copyrights für alle Bilder: Deutsch-französisches Zukunftswerk